Neuer Stolperstein für Pankow: In der Florastraße 36 wohnte Luise Kindel

Der Stolperstein in Erinnerung an Luise Kindel vor dem Wohnhaus der Florastraße 36 © GESOBAU AG / Thomas Rafalzyk
GESOBAU AG / Thomas Rafalzyk
Luise Kindel wurde am 24. April 1898 als erstes von fünf Kindern in Pankow geboren. Über die Familie ist wenig bekannt, sie wohnte zunächst noch in der Brehmestraße, bevor sie in den 30er Jahren in die Florastraße 36 umzog. Im Oktober 1929 wurde Luise Kindel in die Heil- und Pflegeanstalt Buch eingewiesen. Die 31-Jährige hatte zu diesem Zeitpunkt keinen Berufsabschluss erlangt. Fast elf Jahre verbleibt sie in Buch, bis sie zwischen 1940 und 1942 in die Heil- und Pflegeanstalten in Wuhlgarten, Sorau, Teupitz und zuletzt Weilmünster verlegt wird. Hier stirbt Luise Kindel am 29. November 1942 – als Todesursache ist Marasmus, also chronische Mangelernährung, bei Schizophrenie vermerkt.
Der Stolperstein für Luise Kindel ist der erste, der einem so genannten „Euthanasie“-Opfer in Pankow gedenkt. Die systematische Tötung von Patient*innen in deutschen Heil- und Pflegeanstalten wurde durch die Nationalsozialisten beschlossen. Als „nicht lebenswertes Leben“ bewertet, wurden zwischen Januar 1940 und August 1941 mehr als 70.000 psychisch kranke und geistig behinderte Menschen in sechs eigens dafür errichteten Tötungsanstalten mit Vergasungsanlagen und Krematorien ermordet. Danach wurden die Tötungen, u.a. mit überdosierten Medikamentengaben, Hungerkost und Vernachlässigung, bis 1945 fortgesetzt.
Die Verlegung fand in kleinem Kreis durch Mitglieder der Stolpersteingruppe Alt-Pankow statt.